Tomaten ausgeizen – Anleitung und Tipps


Warum muss man Tomaten ausgeizen, und was ist das eigentlich?

Tomaten ausgeizen ist ein bei vielen Tomatenpflanzen erforderliches Hilfsmittel, wenn Sie eine reiche Ernte erzielen möchten. Denn Tomatenpflanzen wachsen von Natur aus eher buschartig, das bedeutet, dass sie ständig neue Seitentriebe ausbilden, die immer länger werden, manche Tomatensorten entwickeln Triebe von bis zu vier Metern erreichen. Die schlängeln sich dann natürlich auf dem Boden entlang, natürlich hält sich ein Trieb mit diesem Gewicht nicht alleine in der Luft – außerdem steckt eine solche natürlich wachsende Tomatenpflanze ihre ganze Kraft in das Wachstum dieser Triebe, und nicht in die Ausbildung der Früchte, von denen produziert sie nur so viel, dass die nächste Generation gesichert ist.
Wir möchten jedoch, dass unsere Tomaten ganz anders wachsen, aufrecht in die Höhe und unter Entwicklung möglichst vieler Früchte. Deshalb hindern wir die Tomatenpflanzen daran, ihre natürliche Wuchsform zu entwickeln, und zwingen sie stattdessen, einen starken, aufrechten Haupttrieb zu entwickeln, von dem regelmäßig stabile, fruchttragende Seitentriebe abgehen. Dazu müssen die in den Blattachsen ständig neu erscheinenden Jungtriebe regelmäßig entfernt werden, und das nennt man in Gärtnerkreisen „ausgeizen“.

Ausgeizen kommt von „Geiztriebe entfernen“, und der Begriff Geiz hat sich in der mittelhochdeutschen Sprache aus den Worten für Gier und Habgier entwickelt, man sah also die sich im Geiz ausdrückende übertriebene Sparsamkeit als eine der Formen, in denen sich Gier äußern kann. Der Geiztrieb ist demgemäß in der Landwirtschaft und im Weinbau der Nebentrieb, der die Entwicklung des Haupttriebes beeinträchtigt, weil er der der Pflanze „gierig“ den Saft aussaugt – und der wird ausgegeizt.

Zeitplan zum Ausgeizen

Wenn die Tomatenpflanzen ins Beet kommen, dürfen sie sich erst kurz akklimatisieren, dann werden sie aufgebunden, und nun beginnt auch schon das Ausgeizen, normalerweise ab Juni.

Grundsätzlich gilt, dass Sie jeden in den Blattachseln sichtbar werdenden Seitentrieb immer so früh wie möglich ausgeizen sollten – je kleiner die Wunde der Tomatenpflanze ist, desto schneller schließt sie sich auch wieder, und die Pflanze kann sich wieder um Wachstum kümmern.
Ausgegeizt wird bis in den September hinein, bis nach der Ernte werden die Tomatenpflanzen nicht aufhören, Konkurrenztriebe zum Haupttrieb wachsen zu lassen.

Geiztrieb oder Fruchttrieb

Wer sich das erste Mal mit dem Ausgeizen beschäftigt, äußert regelmäßig die Befürchtung, mehr Fruchttriebe als Geiztriebe zu entfernen.
Dabei kann das überhaupt nicht passieren, denn Sie können einen Geiztrieb nie mit einem Blütentrieb verwechseln. Die Geiztriebe erscheinen nämlich wirklich ganz ordentlich nur in den Blattachseln, also genau an der Stelle, wo von einem Trieb aus ein anderer Trieb ansetzt und zu wachsen beginnt.

Die Blütentriebe entwickeln sich dagegen niemals in einer Blattachsel (wie sollten sie da auch eine Tomate entwickeln können, ist ja gar kein Platz), sondern direkt am Ende eines Triebes, sie wachsen gerade nach vorne heraus.

Tomaten richtig ausgeizen

Nachdem Sie jetzt wissen, (ab) wann Sie ausgeizen sollten und was Sie wegnehmen müssen, erfahren Sie jetzt, wie Sie die Tomaten am besten ausgeizen:

  • Geiztriebe sollten zwar früh entfernt werden, aber bis sie so etwa 3 bis 5 cm lang sind, dürfen Sie warten – kleinere Triebe würden Sie eher zermantschen als entfernen.
  • Die ersten Geiztriebe, die sich zeigen, sind noch ziemlich weich, die bekommen Sie am besten zu greifen, wenn Sie sie zwischen zwei Fingernägeln abknipsen.
  • Ältere Geiztriebe werden am besten ausgebrochen, wenn Sie sie einfach zur Seite wegknicken, werden Sie merken, dass es eine Art „Sollbruchstelle“ gibt.
  • Wenn die Geiz-Triebe aus Versehen zu alt und damit auch sehr fest und hart geworden sind, können Sie natürlich auch Messer oder Schere einsetzen.
  • Die entfernten Stängel färben, und riechen tun sie auch nicht ganz so toll, das Tragen von dünnen Einmalhandschuhen empfiehlt sich.
  • Wenn Sie mit diesen nicht gerne arbeiten, könnten Sie sich anstatt dessen die Hände gut eincremen, der Tomaten-Farbstoff lässt sich dann leichter abwaschen.- Wenn Sie ein Werkzeug benutzen oder die Fingernägel zum Knipsen, müssten Sie zwischen zwei Tomatenpflanzen eine Wäsche einlegen, Sie könnten sonst Viruserkrankungen übertragen.
  • Wenn Sie mittelstarke Geiztriebe mit den Fingern ausbrechen, können Sie ohne Zwischenreinigung arbeiten, wenn Sie immer nur die Geiztriebe berühren.
  • Tomaten sollten an einem warmen, trockenen Tag ausgegeizt werden, dann schließen sich die Wunden der Pflanze am schnellsten.
  • Erfahrene Tomatengärtner raten, so etwa einmal in der Woche das Ausgeizen auf den Arbeitsplan zu setzen, dann gibt es zu tun, aber nicht zu viel.
  • Die beste Zeit zum Ausgeizen soll der Morgen sein, weil die Wunden dann am schnellsten eintrocknen sollen.

Die ausgegeizten Triebe können Sie weiterverwenden:

  • Sie können die entfernten Triebe  zum Mulchen verwenden, Tomaten werden gerne mit ihren eigenen Pflanzenresten ernährt.

Nachteile des Ausgeizens von Tomaten

Durch das Ausgeizen erzielen Sie in aller Regel eine höhere Ernte, er hat aber auch Nachteile, die nicht verschwiegen werden sollen:

  • Sie müssen die Tomaten mit Rankhilfen stabilisieren, wenn Sie sie zu geradem Wuchs in die Senkrecht zwingen, das macht Arbeit und das Ausgeizen sowieso.
  • Insgesamt kann es für Feinschmecker eine Option sein, auf das Ausgeizen zu verzichten:
  • Sie zwingen ja hier die Pflanze dazu, einen kräftigen Haupttrieb statt Dutzender Triebe zu entwickeln, und an diesem wenige und große Früchte.
  • Wenn Sie die Tomaten natürlich wachsen lassen, werden Sie mehr und kleinere Früchte entwickeln, wenn diese heranreifen können, könnten das wahre Aromapakete werden.
  • Allerdings ist das in unserem Klima immer so eine Sache, in eher kühlen Lagen können die Tomaten häufig einfach nicht ausreifen während der Saison.
  • Andere Gärtner lehnen das Ausgeizen ab, weil die Tomate dadurch zu einem unnatürlichen Wuchs gezwungen wird.
  • Sie halten das Ausgeizen für ökologisch nicht vertretbar, übersehen jedoch dabei, dass die Tomate natürlich nicht zu unserem ökologischen Umfeld gehört.
  • Nach anderer Meinung ist das Ausgeizen deshalb schädlich, weil es Wunden verursacht und jede Wunde eine Eintrittspforte für Keime ist.
  • Das könnte zumindest dann ein bedenkenswerter Punkt sein, wenn Sie in der Umgebung mit lästigen Krankheiten wie Braunfäule zu kämpfen haben.
  • Allerdings werden Sie beim nun heranwachsenden Busch mit mehreren Stützen arbeiten müssen, wenn auch eine solche Tomate nach oben wachsen soll.
  • Denn die Tomate kann nun durchaus so viel Triebe und Blattwerk entwickeln, dass die Gefahr besteht, dass die Pflanze einfach auseinanderbricht.

Sie könnten jedoch auf das Ausgeizen verzichten und die Tomate am Boden in die Breite wachsen lassen. Das könnte ein Vorteil für die Pflanze sein, weil Tomatenpflanzen eigentlich nicht darauf ausgelegt sind, in die Höhe zu wachsen und dort starke Triebe auszubilden. Eigentlich wollen sie in die Breite wachsen und sollen stärkere Triebe entwickeln, wenn sie das dürfen. Je nach Sorte ist es also vielleicht durchaus einmal einen Versuch wert, auf das Ausgeizen zu verzichten und zu erproben, was die Tomate bei natürlichem Wuchs an Früchten hervorbringt.

Welche Tomatensorten besser nicht ausgegeizt werden sollten

Bei einigen Sorten wird ohnehin empfohlen, auf das Ausgeizen zu verzichten:

  • Eigentlich werden immer nur alle „Stabtomaten“ ausgegeizt, also für einen Wuchs an einem Spalier geeigneten Sorten.
  • Diese werden auch häufig im Gewächshaus gezogen, wo das Ausgeizen und Aufbinden auch der guten Belüftung dient und so Pilzkrankheiten vorbeugt.
  • Bei Strauchtomaten ist das buschige Wachstum aber gerade das Ziel, bei ihnen entfällt also das Ausgeizen entfällt folglich bei diesen Sorten.
  • Auch alle Sorten, die sich Buschtomaten, Cocktailtomaten oder Partytomaten nennen, müssen nicht ausgegeizt werden.
  • Zu diesen Sorten gehören auch die meisten „Wildtomaten“, „Johannisbeer-Tomaten“ wie die „Rote Murmel“ oder „Golden Current“ und die Balkontomaten-Sorten.
  • Weil diese Sorten bei uns ganz natürlich und ohne ausgeizen wachsen können, und die kleinen Früchte trotzdem ausreifen, werden sie auch immer beliebter.

Fazit

Tomaten ausgeizen ist wirklich kein Geheimnis. Es ist jedoch durchaus möglich, darauf zu verzichten, am besten durch Auswahl einer neuen Tomatensorte, Strauchtomaten müssen niemals ausgegeizt werden. Worauf Sie auf keinen Fall verzichten sollten, ist die parallel zum Ausgeizen erforderliche Pflege, von eventueller Hilfe bei der Befruchtung über Bewässerung und Düngung bis hin zur Abwehr von Pilzen und Schädlingen [printfriendly]